Diagramm die New Work mit bisherigen Ansätzen vergleicht - Dr. Kraus & Partner

1. Workplace

Old World
In der alten Welt arbeiten die Mitarbeiter in der Regel an einem festen Standort mit festem Arbeitsplatz. Mobiles Arbeiten stellt hier eine Ausnahme dar und ist teilweise nur an einer begrenzten Anzahl an Tagen oder an ausgewählten Wochentagen möglich. Nicht selten ist das Remote Working nur für bestimmte Mitarbeiter oder Führungskräfte erlaubt. Bei der Büroausstattung steht häufig die Praktikabilität und weniger die Ästhetik im Vordergrund. Manche Büroräume sind daher ungemütlich und kalt, sogar nahezu steril.

New World
In der neuen Welt hingegen gilt das Prinzip der maximalen Flexibilität: Die Mitarbeiter können sich ihren Arbeitsplatz frei wählen. Mobiles Arbeiten ist an jedem Tag in der Woche möglich. Und das heißt nicht nur Arbeiten im Homeoffice, auch Co-Working Spaces sind denkbar ebenso wie das Arbeiten im Zug oder im Café. Die Mitarbeiter genießen hierbei das volle Vertrauen, dass sie für sich selbst entscheiden können, von wo aus sie am besten produktiv sein können. Zudem hat das mobile Arbeiten den positiven Nebeneffekt, dass sich die Mitarbeiter mit Menschen außerhalb ihres eigenen Unternehmens vernetzen können. Nicht ohne Grund bieten viele Co-Working Spaces auch Networking Events an.
Sofern es noch ein Büro gibt, geht es bei der Ausstattung darum, die Zusammenarbeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Denn nach einer Studie von Steelcase arbeiten Mitarbeiter kreativer und produktiver, wenn sie sich wohlfühlen. Ein hoher Wohlfühlfaktor führt demnach zu einem höheren Engagement. Auch werden hier die spezifischen Bedürfnisse der Mitarbeiter berücksichtigt: Von ruhigen Rückzugsorten für die stille Einzelarbeit, die eine hohe Konzentration erfordert, bis hin zu Innovation Spaces, in denen in Teams gemeinsam an neuen Ideen gearbeitet wird – idealerweise ist all das abgedeckt und die Verfügbarkeit an die Bedarfe angepasst.

2. Arbeitszeit

Old World
Mit Ausnahme der Überstunden haben die Mitarbeiter feste Arbeitszeiten mit wenig Flexibilität bei den Arbeitszeitkonten. Vertrauensarbeitszeiten sind häufig an Hierarchiestufen gekoppelt. Zudem werden die Arbeitszeiten in manchen Unternehmen mittels einer Stechuhr minutengenau elektronisch erfasst und kontrolliert. Bei einem solchen Level an Kontrolle ist es nicht verwunderlich, dass in manchen Büros gerne pünktlich um 17:00 Uhr der Stift fallen gelassen wird – schließlich hat man dann seine Sollarbeitszeit erfüllt und vielleicht ist das Überstundenkonto auch schon voll.

New World
Die neue Welt zeichnet sich aus durch flexible Arbeitszeitmodelle, die der Mitarbeiter nach individuellem Bedarf nutzen kann. Hierzu zählen beispielsweise die Gleitarbeitszeit, die Vertrauensarbeitszeit, das Sabbatical und das Jahresarbeitszeitkonto. Die Mitarbeiter können sich ihre Arbeitszeit über den Tag oder auch über die gesamte Woche frei einteilen. Die Kinder aus der Schule abholen oder gemeinsam mit der Familie zu Abend essen und danach noch die letzte Mail abschicken, stellt in der neuen Welt kein Problem mehr dar. Ebenso sind Modelle wie Teilzeit, Jobsharing und unbegrenzter Urlaub bzw. Urlaub auf Vertrauensbasis denkbar. Passend zu der eigenen Lebensphase, kann die Zeit in der Arbeit an den eigenen Bedürfnissen ausgerichtet werden. Immer mit dem Ziel in der Arbeitszeit dann bestmöglich produktiv sein zu können.

3. Führung

Old World
In der alten Welt gibt eine feste Person, die als Führungskraft oder Vorgesetzte agiert. Die Ergebnisverantwortung liegt bei dieser einen Person. Das hat zur Folge, dass der Führungsstil auf Anweisungen ausgerichtet ist, denn die Aufgabe des Vorgesetzten ist es, dafür zu sorgen, dass die anstehende Arbeit nach Ziel und Plan erledigt wird. Entsprechend trifft der Vorgesetzte seine Entscheidungen auch, ohne dabei seine Mitarbeiter einzubeziehen. Mitarbeiter stellen in erster Linie Personalkosten dar. Es gilt das Prinzip: (Ergebnis-)Kontrolle statt Vertrauen.

New World
Im Gegensatz zur alten Welt agiert die „Führungskraft“, wenn überhaupt vorhanden, als Coach bzw. Mentor. Die Führung gibt hier nur die grobe Zielrichtung vor und schafft einen Rahmen, der kollegiale Selbstorganisation möglich macht. Führung reduziert das Sollen und stärkt das Dürfen, Können und Wollen. So entstehen Handlungsspielräume für alle Personen in der Organisation. In dieser Welt findet sich häufig auch der kollaborative Führungsstil. Das heißt, dass die Führungs- und Ergebnisverantwortung nicht bei einer Person liegt, sondern mehrere Personen diese Verantwortung gleichzeitig tragen. Diese Personen können die Verantwortung von sich aus jederzeit annehmen und auch wieder abgeben. Mitarbeiter werden als „Kreativposten“ gesehen. Es gilt das Prinzip: Vertrauen statt Kontrolle.

4. Organisation

Old World
Die alte Welt ist durch klare und starre Hierarchien gekennzeichnet. Hier finden sich klassische Top-Down Organigramme, Bürokratie und starre Prozesse. Einer klaren Befehlskette folgend fließen Befehle von oben nach unten und Berichte von unten nach oben. Zusätzlich zu der hohen Inflexibilität und Ineffizienz, die das mit sich bringt, fördern die siloartigen Strukturen auch das Konkurrenzdenken der einzelnen Fachbereiche. Diese Organisationsform wirkt sich stark auf andere Aspekte wie Informationsfluss, Kommunikation, Mindset und Kultur aus.

New World
In der neuen Welt finden sich moderne, agile Organisationsformen, in denen es keine oder nur sehr flache Hierarchien gibt. Beispiele hierfür sind u.a. Holokratie, Soziokratie, agile Netzwerk-Organisationen und die Pfirsich-Organisation. Die Mitarbeiter folgen gemeinsam definierten, flexiblen Zielen und verantworten die erreichten Ergebnisse gemeinsam. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die konsequente Ausrichtung nach den Bedürfnissen des Kunden. In einigen Unternehmen gibt es neben einer festen Kernbelegschaft ein Netzwerk aus Freelancern, Interim-Managern, Kooperationspartnern und Bereichen bzw. Rollen, die komplett outgesourct sind. Die Art der Zusammenarbeit ist gekennzeichnet durch ein sich gegenseitig unterstützendes Netzwerk und gleichzeitig hohe Autonomie der einzelnen Beteiligten.

5. Innovation & Technologie

Old World
In der alten Welt überwiegt der Anteil menschlicher Arbeit. Dieser wird ergänzt durch Maschinen und Software, die den Menschen einen geringen Teil ihrer Arbeit abnehmen. Prozesse und Routinearbeiten wie z.B. Tätigkeiten in der Buchhaltung und Sachbearbeitung sowie repetitive Produktionsarbeiten sind nur zu einem geringen Teil automatisiert. Viele Prozesse beinhalten einen großen Anteil an manueller Papierarbeit. Im Hinblick auf die Technologien spielen neben dem Computer vor allem das Smartphone und das Internet eine große Rolle. Innovationen dauern in der Regel lange. Der digitale Wandel kommt zu spät und zu langsam.

New World
Die neue Welt ist gekennzeichnet durch einen hohen Grad an Automatisierung. Computer erledigen Routinearbeiten. Die Aufgabe des Menschen ist es, die Maschinen möglichst gut zu überwachen. Dabei kommen zunehmend neue Technologien wie Robotik, 3D-Druck, Künstliche Intelligenz, Virtual und Augmented Reality und Drohnen zum Einsatz. Die Nutzung von Cloud-Software wird immer mehr zur Normalität. Von dem Einsatz dieser neuen Technologien profitiert neben einer allgemeinen Verschlankung und Beschleunigung von Prozessen auch die Innovationsarbeit. Hier werden zudem verstärkt agile Arbeitsmethoden wie Design Thinking, Prototyping und Scrum eingesetzt. Die Geschwindigkeit, mit der neue Innovationen an den Markt kommen, nimmt damit deutlich zu. Gleichzeitig steigt auch intern die Verfügbarkeit an Informationen in Echtzeit und wirkt sich positiv auf die Entscheidungsfindung aus.

6. Lernen & Vernetzen

Old World
In der alten Welt wird von den Mitarbeitern erwartet, dass diese bei der Einstellung das perfekt ausgebildete Fähigkeiten-Set für ihren zukünftigen Job mitbringen. Ist dies nicht der Fall, dann durchlaufen sie eine Ausbildung oder absolvieren einen starren Entwicklungsplan. Denn das vorhandene Expertenwissen kann genügen, um seinen Job für die nächsten 30 Jahre auszuführen. Zudem gilt hier das Prinzip „Wissen ist Macht“. Demnach wird Wissen ungern geteilt, stattdessen „bunkert“ man es lieber für sich. Nicht selten sind die Mitarbeiter hinsichtlich ihrer eigenen Entwicklung dabei sehr passiv. Schließlich ist der Arbeitgeber dafür verantwortlich, dass sie richtig entwickelt werden. Die Konsequenz ist auch, dass man seltener die Position wechselt und eine Beförderung an formale Weiterbildung geknüpft ist.

New World
In der neuen Welt ist das Unternehmen eine lernende Organisation. Im Vordergrund steht hier die kollektive Wissensbildung. Gemeint sind damit Instrumente und Maßnahmen, die den Austausch von Wissen und das gemeinsame und vernetzte Lernen fördern. Zu diesen kollaborativen Lernmethoden gehören Social Learning Konzepte wie Working out Loud, der Einsatz von Social Learning Plattformen, auf denen Wissen geteilt werden kann, sowie Peer-to-Peer Konzepte wie Group oder Reverse Mentoring aber auch Job Swapping, Job Rotation und Job Shadowing. All das fördert neben dem gemeinsamen Lernen auch das lebenslange Lernen, indem es Teil der täglichen Arbeit wird. Zudem lernen Mitarbeiter selbst bestimmt und selbst gesteuert. Sie allein sind verantwortlich für ihre Entwicklung und entscheiden, wann sie sich bereit für eine neue Aufgabe oder Position fühlen.

7. Mindset & Kultur

Old World
Auf der kulturellen Ebene ist die alte Welt geprägt von konservativen Einstellungen und Autorität. Dies ist u.a. die Folge der starren hierarchischen Strukturen und des klassischen Führungsstils. Entscheidungen werden „oben“ getroffen. Es gibt kaum Transparenz. Man hat Angst davor Fehler zu machen, weil man befürchtet dafür bestraft zu werden. Zudem gibt es nur selten konstruktives und wertschätzendes Feedback. Man arbeitet im Wesentlichen, um Geld zu verdienen und trennt daher das Arbeitsleben strikt vom Privatleben. Man lässt andere organisieren und für einen entscheiden. Viele finden diese „Fremdorganisation“ bequem, schließlich tragen sie so keine Verantwortung. Nicht selten findet sich hier eine „Ellenbogengesellschaft“, denn es geht weniger um den gemeinsamen Erfolg als vielmehr um das individuelle Vorankommen des Einzelnen.

New World
In der neuen Welt begegnet man sich auf Augenhöhe. Statt auf Entscheidungen von „oben“ zu warten, berät man sich mit den Kollegen und entscheidet dann selbst. Dabei ist es durchaus erlaubt, ja sogar erwünscht, auch mal Fehler zu machen. Denn aus Fehlern kann man lernen. Und Lernen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor von New Work. Hierzu trägt auch eine offene Feedbackkultur bei. Die Mitarbeiter genießen umfangreiche Mitgestaltungsmöglichkeiten und hohe Freiheitsgrade. Sie organisieren sich und ihre Arbeit selbst. Kreativität, Agilität und Sinnhaftigkeit stehen im Fokus. Man arbeitet nicht nur, um Geld zu verdienen, sondern weil die Arbeit einem Sinn gibt. Daher kann es durchaus passieren, dass sich Berufliches und Privates vermischen, was häufig nicht als störend empfunden wird, sondern Flexibilität möglich macht.

8. Zusammenarbeit

Old World
Aufgrund der starren hierarchischen Strukturen wird in der alten Welt oft in festen Teams bzw. Abteilungen gearbeitet. Durch einen Mangel an gemeinsamen, abteilungsübergreifenden Zielen entstehen Silos, die in erster Linie sich selbst und ihre Arbeit optimieren wollen. Das gemeinsame Unternehmensziel gerät hier häufig aus dem Fokus – sofern das überhaupt bekannt ist. Denn in der Regel kennen die jeweiligen Abteilungen nur ihre individuellen Ziele. Diese Welt ist dominiert von fachlich organisierter Einzelarbeit. Es gibt wenig Diversität und es findet kaum Austausch mit anderen Teams und Abteilungen statt, was sich insgesamt auch negativ auf die Umsetzung von strategischen Zielen auswirkt.

New World
In der neuen Welt finden sich Mitarbeiter projekt- oder aufgabenbezogen zusammen und organisieren ihre Arbeit selbst. Dafür müssen die Teams nicht am gleichen Standort sitzen. Digitale Kollaborations-Tools und die Nutzung eines Intranets ermöglichen eine ortsunabhängige, stark vernetzte Zusammenarbeit. Häufig sind die Teams sehr divers und interdisziplinär zusammengesetzt, da dies die Kreativität und damit das Innovationspotenzial fördert. Diese Diversität bedarf eines hohen Grades an Offenheit und Toleranz. Gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen sind für die erfolgreiche Zusammenarbeit unabdingbar, ebenso wie die Fähigkeit, Konflikte selbstständig zu lösen. Denn im Zweifel gibt es keine Führungskraft, die aufkommende Herausforderungen für die Teams löst. Auch das ist Teil dieser neuen Kollegialität.

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Autoren

  • Caroline Zielke

    "Caroline weiß, welche Facetten der Kommunikation in dem jeweiligen Change-Prozess notwendig sind – egal, ob in der 1:1 Situation, im Team oder im digitalen Bereich. Balance ist ihr roter Faden – und ein starker Mehrwert für jedes Veränderungsvorhaben."

  • Judith Sölter

    "Judith ist eine Beraterin der neuen Generation. Agilität liegt ihr im Blut. New Work ist für sie schon lange normal. Ihr Interesse gilt zukunftsweisenden Organisationskonzepten und Wegen, diese gut einzuführen."