Führung in der Krise - Prof Dr Georg Kraus in einem Gespräch mit seinen Mitarbeitern - Dr. Kraus & Partner

Immer wieder kommt es dazu, dass Unternehmen in Situationen geraten, in denen sie auf die Kosten-Bremse treten, die Organisation verschlanken und im Extremfall sogar Mitarbeitende entlassen müssen. Das kann beispielsweise an der Veränderung der Märkte liegen oder eben an einem schwarzen Schwan, wie der „Covid-19“-Pandemie 2020. In solchen Stress-Situationen ist nun die Führungsetage gefragt. Keine einfache Aufgabe. Denn nun zeigt sich nicht nur, welche Versäumnisse es ggf. in der Vergangenheit gegeben hat, sondern Ihre Mitarbeiter*innen erwarten auch, dass Sie ihnen Orientierung und Halt in dieser Phase geben. Um Sie als Führungskraft hierbei zu unterstützen haben wir Ihnen 7 Tipps zum Thema Führung in der Krise vorbereitet.

1. Kommunizieren Sie offen

Eigentlich sollte Ihnen das klar sein, aber zur Sicherheit erwähne ich es noch einmal: Ihre Mitarbeitenden sind nicht dumm. Sie spüren sehr schnell, wenn etwas im Unternehmen nicht mehr rund läuft. Sei es, weil das Auftragsvolumen sinkt oder Sie als Führungskraft offensichtlich angespannter werden und bisher selbstverständliche Privilegien in Frage stellen. Bei Führung in der Krise ist es ganz wichtig, dass Sie als Chef Ihre Mitarbeitenden so früh wie möglich über dieses Thema informieren. Seien Sie offen, nur so können Sie Ihre Mitarbeitenden als Mitstreiter für die Bewältigung der Krise gewinnen.

2. Seien Sie klar und ehrlich

Informieren Sie Ihre Mitarbeitenden nicht nur über die Krise, sondern auch über die möglichen Auswirkungen. Sprechen Sie die Wahrheit offen und ehrlich, klar und sachlich aus – jedoch ohne Horrorszenarien zu entwerfen. Denn seien Sie sich darüber im Klaren: Nichts verunsichert Mitarbeiter*innen so sehr, wie wenn sie die aktuelle Lage nicht einschätzen können und dann beginnt die große Gerüchteküche, die oft viel mehr Unsicherheit und Angst schürt, als eventuell nötig wäre. Um dies zu umgehen legen Sie Ihren Mitarbeitenden offen, welche Maßnahmen seitens der Unternehmensleitung ergriffen werden bzw. auch schon ergriffen wurden, um die Krise zu bewältigen.

3. Zeigen Sie Rückgrat

Auch wenn es als Führungskraft in der Krise eventuell schwer fällt, da Sie selbst mit vielen Ungewissheiten leben müssen und Situationen von Tag zu Tag neu bewertet werden müssen: Stehen Sie zu den Entscheidungen, die sie getroffen haben. Sie müssen sich darüber bewusst sein, dass ein Teil dieser Entscheidungen sicherlich auch negative Auswirkungen auf einige Mitarbeitende hat. Vergessen Sie dabei aber nicht, dass diese Entscheidungen getroffen werden/wurden, um die Krise zu bewältigen. Verstecken Sie sich also beispielsweise nicht hinter dem Vorstand im fernen New York. Und tun Sie nicht so, als hätten die Banken Ihre Entscheidung getroffen. Das minder Ihre Glaubwürdigkeit. Sie sind die Führung in der Krise – zeigen Sie das auch.

4.Bleiben Sie fair

In einer Krisensituation an das kollektive „Wir-Gefühl“ zu appellieren, um mehr Leistung aus den Mitarbeitenden herauszupressen, ist kein fairer Zug. Stellen Sie sich vor, dass Sie bspw. im Laufe der Krise Mitarbeitende entlassen müssen – dann fühlen genau diese sich genarrt, zu Recht. Hinzufügen kann ich an dieser Stelle auch den Punkt, dass Sie bei Ihren Mitarbeitenden nicht die Illusion wecken sollten, als gingen alle als Gewinner aus der Krise. Bei jedem Veränderungsprozess gibt es neben Gewinnern eben auch Verlierer.

5. Geben Sie Orientierung und Halt

Lassen Sie sich nicht von Ihren Mitarbeitenden in das allgemeine „Krisen-Gejammer“ hineinziehen. Als Führungskraft in der Krise sollten Sie vielmehr Wege aufzeigen, mit denen die Krise gemeistert werden kann. Schildern Sie konkrete Beispiele, wie Ihr (oder andere) Unternehmen solche Krisen gemeistert haben. So bekommen Ihre Mitarbeitenden das Gefühl: Wir können es schaffen. Vereinbaren Sie mit den Mitarbeiter*innen klare Maßnahmen und Meilensteine, die umgesetzt und erreicht werden sollen, um die Krise zu meistern. Das verhindert, dass Mitarbeitende sich dem Schicksal der Krise hingeben und stattdessen motiviert sind, etwas dafür zu tun, die Krise zu bewältigen.

6. Bleiben sie konsequent

Sie sind die Führung in der Krise und damit verantwortlich dafür die in Punkt 5 genannten Meilensteine von Zeit zu Zeit zu kontrollieren, um zu prüfen, ob die Mitarbeitenden auf dem richtigen Weg sind. Falls Sie feststellen sollten, dass Mitarbeitende Ihre Kolleg*innen mit dem Krisengerede infizieren, schreiten Sie sofort ein. Entsprechende Mitarbeitende sollten Sie zu einem Vier-Augen-Gespräch bitten. Fragen Sie diese, wie sie die Erfolgsaussichten des Unternehmens in der aktuellen Krise sehen. Beginnt nun ein klägliches Gejammer, was sehr wahrscheinlich sein wird, zeigen Sie die beiden einzigen Möglichkeiten auf, die es in der Krisensituation gibt und fragen Sie, welchen Weg er bevorzugt:
1. Sie geben sich als Unternehmen der Krise hin und schauen zu, wie alles noch schlechter wird.
2. Sie sorgen dafür, dass alles getan wird, um das Unternehmen aus der Krise heraus zu führen.
Sehr wahrscheinlich wird er sich für den 2. Weg entscheiden. Nun sollten Sie mit ihm vereinbaren, was er tun kann, um seinen Beitrag zu dieser Verbesserung zu leisten. Tut er dies nicht, müssen ggf. entsprechende Konsequenzen gezogen werden.

7. Feiern Sie erzielte Erfolge

Wenn sich während dieser Zeit (Teil-) Erfolge ergeben, dann ist es Ihre Aufgabe als Führungskraft in der Krise, diese auch mit Ihren Mitarbeitenden zu teilen. Ein sehr wichtiger Vorgang, denn das spornt sie an und vermittelt ihnen das Gefühl: Wir sind auf dem richtigen Weg.

Autor

  • Prof. Dr. Georg Kraus

    "Georg gestaltet seit mehr als 30 Jahren Change-Prozesse und ist als CEO der Puls von Kraus & Partner. Er ist ein Magnet für inspirierende Menschen und Projekte. Stillstand gibt es nicht in seinem Vokabular."